Komplexe biologische Wechselwirkungen

Komplexe biologische Wechselwirkungen

In der Abteilung für komplexe biologische Wechselwirkungen untersuchen wir die Räuber-Beute-Interaktion zwischen verschiedenen Reichen der Lebewesen und die Koevolution von fleischfressenden Pilzen und Fadenwürmern auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Ebenen.

Verschiedene fleischfressende Pilzarten sind unabhängig voneinander entstanden. Innerhalb der großen Pilzstämme Ascomyzeten, Basidiomyzeten und Zygomyzeten haben mehrere Arten einzigartige Strategien entwickelt, um Fadenwürmer (Nematoden), die meistverbreiteten Tiere der Erde, zu erbeuten. Trotz ihrer faszinierenden Biologie wurden räuberische Pilze auf molekularer und zellulärer Ebene bisher nur wenig erforscht. In den vergangenen Jahren war unsere Abteilung federführend an der Entwicklung genetischer Modelle für zwei fleischfressende Pilze beteiligt: den Nematodenfangpilz Arthrobotry oligospora (A. oligospora) aus der Gruppe der Ascomyzeten und den Austernpilz Pleurotus ostreatus (P. ostreatus) aus der Gruppe der Basidiomyzeten. Beide Pilze verfolgen unterschiedliche räuberische Strategien.

Parallel dazu nutzen wir leistungsstarke Genetik und verschiedene zusätzliche Ressourcen für den Modell-Fadenwurm Caenorhabditis elegans (C. elegans), um die Interaktionen der Nematoden mit räuberischen Pilzen zu untersuchen. In unseren Systemen sind sowohl Pilze als auch Nematoden genetisch lenkbar, sodass eine eingehende Analyse der Interaktionen von beiden Seiten möglich ist.

Forschungsschwerpunkt

Wir setzen ganzheitliche Methoden ein, die genetische, genomische, chemische und biochemische Analysen, Zellbiologie, quantitative Bildgebung und computergestützte Modellierung umfassen, um die Wechselwirkungen zwischen A. oligospora und P. ostreatus mit C. elegans zu untersuchen.

Forschungsthemen

Evolution und Entwicklung nematodenfressender Pilze

Evolution und Entwicklung nematodenfressender Pilze

Nematodenfressende Pilze (Nematode-trapping fungi, NTF) sind eine faszinierende Gruppe fleischfressender Pilze, die einzigartige Strategien entwickelt haben, um Nematoden, winzige Rundwürmer, zu fangen und zu fressen. Diese Pilze verwenden spezialisierte Fangstrukturen wie klebrige Netze, einschnürende Ringe und klebrige Noppen, um ihre Beute unbeweglich zu machen. Sobald diese gefangen ist, dringen die Pilze in den Körper der Nematoden ein und spalten ihr Gewebe auf, um Nährstoffe zu gewinnen. Unser Team ist daran interessiert, die molekularen Mechanismen zu verstehen, die die Evolution und Entwicklung der Fallen in nematodenfressenden Pilzen steuern.
Evolution und Entwicklung von Pleurotus-Pilzen

Evolution und Entwicklung von Pleurotus-Pilzen

Der Austernpilz Pleurotus ostreatus ist eine weithin bekannte Speisepilzart, die für ihren charakteristischen austernförmigen Hut und ihre Fähigkeit bekannt ist, auf einer Vielzahl von Substraten zu wachsen, darunter auch auf verrottendem Holz. Abgesehen von seiner kulinarischen Attraktivität ist der Austernpilz auch aufgrund seines einzigartigen räuberischen Verhaltens ein faszinierender Organismus. P. ostreatus ist ein Fleischfresser, der in der Lage ist, Nematoden zu lähmen und zu töten. Forschende haben eine spezifische Struktur, die Toxozyste, und eine flüchtige Verbindung identifiziert, die das Nervensystem der Nematoden stört, welche für die Abtötung der Nematoden entscheidend ist. Laufende Forschungsarbeiten zielen darauf ab, die molekularen Mechanismen zu verstehen, die die Entwicklung und Evolution von Toxozysten in Pleurotus-Pilzen steuern.
Verhalten und Physiologie von C. elegans als Antwort auf räuberische Pilze

Verhalten und Physiologie von C. elegans als Antwort auf räuberische Pilze

Die Interaktion zwischen Räuber und Beute kann das Verhalten der Beutetiere stark beeinflussen, da diese sich anpassen, um nicht gefasst zu werden. Wir verwenden C. elegans als Modellorganismus, um zu untersuchen, wie Nematoden auf räuberische Pilze reagieren und sich an diese anpassen, und um zu verstehen, wie Räuber-Beute-Interaktionen die Koevolution von Pilzen und Nematoden beeinflussen.
Zur Redakteursansicht